Warum Startups coachen

Karl Marc
4 min readMay 31, 2017

Seit 2004 arbeite ich im Bereich des Publishings, der Distribution und Promotion von Inhalten. Was wir senden, ist nicht was beim Empfänger ankommt.

Viele Jahre durfte ich mich vom Verein bis Dax-Konzern mit Kommunikationsverantwortlichen austauschen, wie sie Zielgruppen und Märkte durchdringen oder auch nicht, wie Organisationen Inhalte an Stakeholder durchstellen, sichtbar, auffindbar, abonnierbar oder teilbar machen oder auch nicht.

Meine Arbeit war immer Vermittlungs- und Aufklärungsarbeit. Wie gelangt eine Information von A nach B. Wie von den Anbietern zu den Empfängern, in Medien, in die Suchmaschinen, in die sozialen Medien? Die Zeit in der wir nur senden und empfangen ist vorbei. Die Zeit in der jeder alles überall publizieren kann vielleicht auch irgendwann.

Die rasante technologische Entwicklung der Kommunikationstechnologien, die Informationsflut und damit die immer kürzere Halbwertszeit neuer Informationen erfordert relevante Inhalte — die Aufmerksamkeitsspanne eines jeden ist endlich.

Wessen Produkte, Dienstleistungen, Content, PR oder Marketing keine Relevanz bei Stakeholder auslöst, hat es verkackt.

Jeder kann publizieren, jeder versenden, jeder teilen, jeder kopieren usw. Die Instagramm-, Snapchat-, Twitter-, Medium- oder Refind-Accounts meiner Freunde stehen im Wettbewerb mit SPIEGEL, ZEIT, Tagesschau und vielen anderen, die um meine Aufmerksamkeit buhlen.

Bis in diese Channel, Feeds, auf diese Portale müssen wir alle, müssen es Corporates, NGOs oder Non-Profit-Organisationen erstmal bringen. Oder bis auf die erste Ergebnistreffer-Seite von Google, branchenrelevanten Blogs, in Influencer-Accounts oder -Netzwerke. Es ist egal wie wir es nennen und welches Vehikel wir nutzen um A nach B zu bringen, auf dem Weg geschieht heute viel Ablenkung, oft auch relevante.

Corporates wie Non-Profit-Organisationen beschäftigen ganze Stäbe an PR- und Marketingfiguren, um ihre Botschaften in Märkten zu platzieren.

Erfolgreich ist heute und hierbei, wer Technologie versteht, das Zirkulieren von Informationen, Zufall durch Strategie ersetzt, wer die passenden Maßnahmen, Kanäle, Inhalte für Unternehmensziele und Zielgruppen wählt. Knapp daneben ist hier erst recht daneben. Und ohne Relevanz sowieso keine Reichweite.

Um schneller zu lernen, habe ich begonnen StartUps zu beraten, pro bono. Mich interessiert der Bedarf an kommunikativen Lösungen, die Pain Points und für meinen Arbeitgeber der diesbezügliche Erkenntnis-Transfer in die Produktentwicklung. Darum stellen wir Formate her, in denen wir teilen und lernen.

Inzwischen berate ich StartUps (mit einer Kollegin) für die Firma. In den letzten vier Monaten haben wir ungefähr an die vierzig Sparring-Gespräche mit Gründern geführt. Meine Lernkurve ist durch die Decke gegangen. Längst reden wir nicht mehr nur von Reichweite, Relevanz oder Medien.

Wir haben StartUps auf der Social Media Week beraten, inhouse bei news aktuell, in Einzelterminen, Telefonaten und per Skype. Auf Slack manage ich eine Gruppe aus Gründern und Experten, die ich dorthin einlade, wenn ich sie treffe, um mein Netzwerk auf Hosentasche zu tragen, auszubauen, zu managen und die Teilnehmer auf kurzen Wegen aktiv zu vernetzten. Erkenntnis to go sowieso.

Natürlich muss man hinzufügen, dass die bisher gesammelten Erkenntnisse nicht gleich in der Firma implementiert werden. Das wird keine Firma können.

Es gibt meist mehr Erkenntnisse oder Ideen für Produkte, Vertrieb oder Marketing, als eine bestehende Organisation in ihren operativen Alltag kurzum integrieren kann.

Das Neue steht immer dem Risiko gegenüber, das Alte zu verändern. Innovation vs. Bestandswahrung.

Inzwischen konnte ich wissentechnisch vieles aufrüsten, wenn es um die strategische Kommunikation von Organisationen geht. Um die Interessen aller Stakeholder die man sich vorstellen kann — Mitarbeiter, Bewerber, Investoren, Partner, …

Die Beratungen haben Erkenntnisse geliefert. Daraus sind Workshops entstanden. Workshops für “strategische Kommunikation”. Kommen sehr gut an. Erst neulich haben wir sie inhouse getestet. Mit einer wissenshungrigen Meute an Gründern, die unserer Einladung postwendend gefolgt sind.

Wir waren bereits in Co-Working-Spaces und in Inkubatoren zu Gast. Die Jungunternehmer hatten uns vorab nicht auf dem Radar.

Fakt ist und das ist erwähnenswert: Wir haben Einstieg in eine Szene gefunden, die nicht im Traum an uns gedacht hätte, wenn sie Lösungen in unserem Metier gesucht hat. Jetzt ja. Zumindest punktuell. Nur weil wir unser Wissen mit der Szene teilen, auf Augenhöhe. Und dabei trainieren wir unser eigenes Skill-Set.

Wir lernen welchen Stellenwert Kommunikation wirklich hat, warum sie an vielen Stellen unter die Räder der Prioritätensetzung fällt, warum die Wertschätzung fehlt und weshalb Kommunikatoren trotz so vieler neuer digitaler Tools an ihr scheitern — oder grade deswegen.

Die Assoziationen junger Unternehmer hinsichtlich Kommunikation sind ernüchternd: Wirkungslos, teuer, arbeitsaufwendig, wenig messbar, komplex etc. Weil die bisherigen Versuche ohne Strategie stattfanden und damit auch keine Wirkung entfalten konnten. Hier setzen wir an. Ganz vorne. Wir beginnen inzwischen mit dem Thema Zielgruppensegmentierung.

Denn wie ohne zu kommunizieren, ohne ein Image, sollte ein Startup sichtbar oder erfolgreich werden, Sympathien, Interesse oder Begeisterung erwecken — bei Neukunden, Investoren, Partnern, Multiplikatoren oder Talenten? Es ist der Versuch eine Lanze zu brechen oder den Teufelskreis …

Über die Stolpersteine auf dem Weg zum (kommunikativ) erfolgreichen Unternehmen — ein Interview auf dem Treibstoff-Blog von news aktuell:

--

--